Ballern statt Böllern 2022

Das Motto für die Jahres-Abschlussfahrt des RSC Kempten (sofern es das Wetter zulässt). Die Vorhersage heuer war optimal: Temperaturen bis 18 Grad (plus!) und Südwind. Manuel Rutz organisierte deshalb eine Ausfahrt vom Hauptsponsor des RSC Kempten, dem Autohaus Brosch in Durach, über Rettenberg, Sonthofen, Hindelang, Oberjoch, Wertach, Oy und zurück nach Durach. Knapp 20 Damen und Herren aller Alters- und Leistungsklassen fanden sich ein und trotzten der nicht vorhergesagten feuchten Fahrbahn. Am Oberjoch gab es einige wenige Schneeflecken zu bestaunen, die offensichtlich ausreichten, um die Ski-Lifte anzuwerfen. Das richtige Sportgerät war aber klar das Fahrrad. Geballert wurde dann zum Schluss in der Abfahrt nach Durach und letztendlich kamen alle zufrieden und glücklich beim Autohaus Brosch in Durach an.

RSC Kempten Frühjahrsausfahrt

Die Straßen im Allgäu sind schneefrei und die Temperaturen steigen auf zweistellige Werte: Höchste Zeit für die erste offizielle Rennrad-Ausfahrt des RSC Kempten 2022. 2 Damen und 10 Herren verschiedener Alters- und Leistungsklassen fanden sich am 20.03.2022 zur kurzfristig angesetzte 100km-Runde ins Unterland ein und rollten zusammen im GA1-Tempo auf Nebenstraßen zunächst gegen den Wind in Richtung Norden und anschließend mit dem Wind zurück nach Hause. Ein Reifendefekt unterwegs wurde mit gemeinschaftlicher Hilfe behoben, ansonsten gab es keine besonderen Vorkommnisse abgesehen von einem Herren, der als Einzigster in kurzen Hosen, aber mit unrasierten Beinen an der Start ging 😉 . War schön, alte und neue Rennsportler/innen mal wieder live und nicht nur virtuell zu treffen und lenkte ein wenig von den aktuellen negativen Ereignissen ab.

Zwift Bologna TT

Eine der wenigen Strecken auf Zwift, die nur in einem Event fahrbar sind, ist die nachgebaute Strecke des Prologs des Giro d’ Italia 2019: ein Einzelzeitfahren über 8,12 km und 236 hm. Die Strecke beginnt in der historischen Altstadt von Bologna mit einem sechs Kilometer langen Flachstück und endet mit einem steilen Anstieg von 2,1 Kilometern, der eine durchschnittliche Steigung von 9,7 Prozent und eine maximale Steigung von 16 Prozent aufweist.

Gewonnen hat 2019 Primus Roglic (Team Jumbo – Visma) in 12:54 min. 175ter und Letzter wurde Matti Breschel (EF Education – Nippo) in 16:24 min. Pechvogel des Tages war Hiroko Nishimura (Nippo – Vini Fantini – Falzane), der in 17:30 min als einziger Profi das Zeitlimit verpasste und damit bereits nach dem ersten Tag der dreiwöchigen Rundfahrt wieder abreisen durfte.

Der Kurs ist die beste Gelegenheit, sich einmal mit Profis zu messen, und wer das entsprechende Zwift-Level erreicht hat, kann seinen Avatar auch mit Profi-Material ausstatten. Ich kann seit Jahren auf Endlevel 50 aus dem Vollen schöpfen, war am 09.12.21 beim Kiss Racing Team / FastFitnessTips iTT series Race auf einem Canyon Speedmax CF SLX Disc mit Lightweight Meilenstein Laufrädern am Start und gewann unerwartet Dank schwacher Besetzung und einem technischen Problem eines Konkurrenten, der bis 270m vor dem Ziel mit 6,2 w/kg unterwegs war (was wohl eine Top10 Platzierung beim Giro-Prolog bedeutet hätte…), in einer Zeit von 17:56 min. Damit wäre ich beim Giro 2019 haushoch aus dem Zeitlimit gefallen. Alles andere wäre aber auch völlig unrealistisch gewesen.

Meine Zwift-Rennen streame ich auf Twitch. Hier gibts den Stream vom Rennen:

Übrigens trage ich hier das LeCol Wahoo Indoor Trikot. Gibt es mit diversen Rabatt-Codes immer wieder für einen schmalen Taler und fühlt sich Dank effektiver Schweißabfuhr tatsächlich besser an als Outdoor-Trikots.

Zwift Mountain Massif TT

Das ist eine Serie von Uphill-Zeitfahren auf Zwift, aktuell gesponsert von der Bike-Pflegeprodukt Firma Muc-Off. Heute ein interessanter Kurs von den Jungle Start Pens bis zur Kehre 8 der Alp du Zwift, 12km mit 600hm. Interessant auch deshalb, weil die ersten 1200m auf Asphalt, dann 3.500m auf Schotter und die restlichen 7.200m wieder auf Asphalt gefahren werden. Frage also, welches Bike nehme ich? Ich habe mich für einen Bike Swap unterwegs und den Start auf einem MTB entschieden. Dadurch fiel ich zwar auf den ersten 1.200m auf Portion 39 zurück, fuhr dann aber auf der Schotterpassage wieder bis auf Position 9 der A/B-Fahrer nach vorne. Der Wechsel auf das Berg-RR kostete dann 18 Sekunden. Schwer zu sagen, ob sich der Wechsel wirklich gelohnt hat. Egal, danach lag ich auf Rang 2 in der B-Kategorie. Der Führende fuhr mit knapp 5 w/kg, war nicht auf zwiftpower gelistet und damit keine Gefahr. Sehr bald wurde ich von einem anderen B-Fahrer mit um die 4,7 w/kg überholt, der damit auf dem besten Weg war, wegen Überschreitung der Kategorielimits disqualifiziert zu werden. Das passierte dann auch tatsächlich und so würgte ich mit einer 60er Trittfrequenz im Wiegetritt den Sieg in der B-Klasse nach Hause. 🙂

Zwift ZHR Masters TT Series

Als alter Sack weit jenseits der 50 hat man auf Zwift keinen Auftrag gegen die jungen Burschen. Aber zum Glück gibt es auch einige wenige Rennen, bei denen die Klasseneinteilung nicht nach w/kg sondern nach Lebensalter erfolgt, z.B. bei den Rennen des ZHR Cycling & Running Club. Jeden Donnerstag Abend finden hier Einzelzeitfahren statt, mit einer Klasseneinteilung in 5-Jahres Schritten. Zusätzlich kann man sich auf zwiftpower.com eine spezielle Ergebnisliste ansehen, die nach dem Reglement der Britischen Veterans Time Trial Association (VTTA) erstellt wird, einer Handicap-Wertung je nach Alter des Sportlers. Neben Punk-Rock und Weingummi das Beste, was das Vereinigte Königreich je hervorgebracht hat. 🙂

Nach einer 4-wöchigen Zwift-Pause wegen bestem Outdoor-Wetter bin ich gestern beim ZHR Masters TT Series Rennen über 16km auf dem ebenen Watopia / Tempus Fugit Kurs gestartet und es lief trotz fehlender Auslastung in den letzten Wochen ganz gut. Ein solides Pacing ohne Einbruch bescherte in 22:18min Platz 6 insgesamt und Platz 3 in der VTTA-Wertung.

Rennrad Traum-Tour Oberjoch / Tannheimer Tal

Ein Rennrad-Klassiker im Allgäu ist die Fahrt ins benachbarte Tannheimer Tal in Österreich, vorzugsweise mit einer Anfahrt über den Oberjoch-Pass von Bad Hindelang aus und seinen angeblich 106 Kurven. Nachteil: Bei schönem Wetter sind auf den Hauptstraßen viel zu viele Auto- und Mopedfahrer unterwegs. Alternative: Eine Routenplanung über Nebenstrecken, wo man hauptsächlich Wanderern und E-Bikern als geringerem Übel begegnet. Und das ist die vielleicht beste 4-Stunden Runde von Kempten aus:

Rennradfahren in den Abruzzen

Seit einigen Jahren verbringe ich den Sommerurlaub im Hotel Punta de l’Est in Francavilla al Mare. Das Küstendorf liegt südlich von Pescara in den Abruzzen. Ausländische Touristen findet man hier nur selten, die Küche ist regionaltypisch und kaum jemand spricht Deutsch oder Englisch. Wer Italien abseits der Tourismus-Hochburgen liebt, ist hier also genau richtig und auch Radfahren kann man hier ganz gut, wenn auch einiges anders ist als zu Hause:

Zunächst einmal hat man den Eindruck, dass hier fast jeder Rad fährt. Auf der langen Küstenstrasse von Pescara Richtung Süden rollen früh morgens im Minutentakt kleinere und größere Gruppen Rennradfahrer/innen jeden Alters, insbesondere auffallend viele jenseits der 60, durch Francavilla. Fast alle in perfektem Outfit, die Style-Police ist hier überflüssig. Die aktuellen World-Tour Profis Giulio Ciccone und Dario Cataldo kommen aus der Gegend und auch viele Ex-Profis wie z. B. Danilo de Luca. Radfahren ist hier offensichtlich Volkssport Nummer 1. 🙂

So schön der Ausblick am Meer und die alten Dörfer auf den Höhenzügen im Hinterland auch sind, die Qualität der Straßenbeläge ist extrem unterschiedlich und gemessen an deutschen Verhältnissen … gewöhnungsbedürftig. Zum Glück kommt der Streckenplaner des Giro d’Italia aus der Gegend und wo der Giro entlang läuft, werden viele Straßen zuvor frisch asphaltiert. Überall anders muss man jederzeit mit natürlich nicht angekündigten Rissen, Absätzen, Löchern, Sand, etc. rechnen. Generell empfehlen sich ein niedriger Reifendruck und mindestens 28mm breite Schlappen, sowie eine sehr zurückhaltende Fahrweise in unbekannten Abfahrten.

Der Umgang der Radsportler untereinander ist dagegen ausgesprochen angenehm. Man kennt sich und grüßt sich und in der Gruppe wird fast am Stück miteinander geredet und geflachst. Rote Ampeln werden grundsätzlich ignoriert, die Italiener rollen einfach kontrolliert drüber und geben notfalls ein Handzeichen an den vorfahrtsberechtigten Querverkehr. Das muss ich nicht unbedingt haben, aber hier regt sich niemand darüber auf. Unvorstellbar in Deutschland.

Als deutscher Radfahrer ist man ein Exot, wird sehr offen und freundlich empfangen und schließt schnell Freundschaften und Bekanntschaften. So wurde ich heuer spontan eingeladen, bei der Sonntagsausfahrt des Teams SEAHUB aus Pescara mitzufahren. Ein italienischer Bekannte hatte auf Strava gesehen, dass ich da bin und mich kontaktiert. War eine schöne aber auch anspruchsvolle Runde:

Die Möglichkeiten, hier Rad zu fahren, sind vielfältig: Man kann flach an der Küste entlang rollen, bergauf/bergab die bis zu 300 Meter hohen Höhenzüge im Hinterland queren oder in 58 Kilometern von Meereshöhe über den Passo Lanciano zur Kapelle “Madonnina del Blockhaus” in 2.100 m Höhe im Nationalpark Majella klettern, der größte Höhenunterschied auf einer asphaltierten Straße in Italien. Sobald man von der Küste weg ist, sind die Straßen verkehrsarm. Gefährlich werden können einem eher freilaufende Hunde, die einen plötzlich attackieren. Tipp der Einheimischen: zur Abwehr mit der Trinkflasche anspritzen. Apropos Trinkflasche: die meisten Italiener fahren hier nur mit einer Flasche, denn zum einen gibt es in fast jedem Dorf einen Brunnen/Wasserspender mit Trinkwasser und zum anderen kehren die Locals mindestens einmal auf jeder Runde in einer der zahlreichen Bars für Café, Wasser und Kleingebäck ein.

Zumindest an der Küste kann man grundsätzlich auch ganzjährig Radfahren, wobei die meisten Hotels und Restaurants von Oktober bis Mai geschlossen haben. Im Hinterland gibt es durchaus größere Schneemengen und das Skigebiet am Passo Lanciano ist nur eine knappe Autostunde von der Küste entfernt. Auf jeden Fall eine interessante Gegend um Strand- und Radurlaub zu kombinieren.

Wie man zufällig ein Zwift-Rennen gewinnt

Meine zwiftpower.com Statistik wies bis gestern 488 absolvierte Rennen aus und davon 27 “Siege”. Eine recht bescheidene Bilanz. Insbesondere, wenn man weis, wie die “goldenen Pokale” zustande gekommen sind. Nämlich z.B. so wie heute bei der Kiss Racing Team / FastFitnessTips iTT series, einem Einzelzeitfahren über 18km auf dem Jungle Circuit Kurs. Am Start waren wohl insgesamt nur 11 Fahrer, 6 kamen ins Ziel und davon waren nur 3 bei zwiftpower registriert. Beste Voraussetzungen also. Und noch besser: Nur ein Konkurrent war wie ich auf einem MTB unterwegs und MTBs rollen auf diesem überwiegend nicht asphaltierten Kurs deutlich besser als Renn- oder Zeitfahrräder. Angestrengt habe ich mich trotzdem und 3 1/2 Minuten Vorsprung auf 18km muss man erst mal rausfahren. 😉 Ergebnis: Sieg Nr. 28, LOL.

Schließe die Lücke

Wenn der Schriftzug im Anstieg eines Zwift-Rennens aufpoppt, geht es ums Überleben, denn einmal abgehängt bedeutet in der Regel endgültig abgehängt. Die leidliche Erfahrung musste ich heute beim Zwift Classics-Race auf 3 Runden des Richmond UCI Reverse Kurses wieder einmal machen. Das Besondere an dem Rennen: Es wurde von der WTRL-Organisation veranstaltet und die verwendet einen eigenen Algorithmus, der möglichst gleich starke Fahrer/innen in ein Rennen platziert. D.h. die 68 Starter heute haben in früheren Rennen annähernd gleiche Leistungen erbracht. Ein interessanter Ansatz, der mir aber offensichtlich nicht entgegenkommt, denn mit den kurzzeitigen Spitzenleistungen vieler meiner Konkurrenten kann ich nicht mithalten. Deshalb poppte der “Schließe die Lücke” Hinweis an jedem Anstieg auf und ich hatte größte Mühe, wenigstens den Anschluss an einer Verfolgergruppe zu halten. Am Ende waren 7 Mann eine gute halbe Minute vorne weg und im Sprint der 18 Verfolger blieb mir nur Platz 11 = 18ter Gesamt. Ein Gutes hat der “Schließe die Lücke” Hinweis aber: Man fährt eine sonst kaum realisierbare Ausbelastung. Wer’s braucht.